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DDR-Bildungs-, Hochschul- und Wissenschaftsgeschichte
Konfessionelles Bildungswesen in der DDR
Transformation von Hochschule & Wissenschaft in Ostdeutschland nach 1989
Die Erforschung und Aufarbeitung der DDR-Geschichte
Hochschul- und Wissenschaftsgeschichte in Osteuropa
Universität Wittenberg (1502–1817) & Wittenberg nach der Universität
Bildungsbiografie einer Planstadt: Ideen- und Wissensgeschichte Halle-Neustadts
Promovierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte
Das Ende der DDR hat einerseits wissenschafts- und hochschulgeschichtlichen Forschungen durch erleichterten Archiv- und sonstigen Quellenzugang einen erheblichen Schub verliehen. Andererseits wurden eine grundstürzende Transformation bei der Neuorganisation der ostdeutschen Wissenschafts- und Hochschullandschaft in Gang gesetzt. Beide Entwicklungen fanden und finden ihren Niederschlag in geradezu explodierten Publikationsaktivitäten. Darüber einen Überblick zu haben ist notwendig, um Parallelforschungen zu vermeiden und offene Forschungsfragen identifizieren zu können. Die annotierte Bibliografie wird fortlaufend in der Zeitschrift "die hochschule" innerhalb der Rubrik "Publikationen" veröffentlicht. Daneben gibt es diverse Print-Veröffentlichungen und eine CD-ROM-Edition (2006, Fortsetzung siehe hier).
Behandelt werden struktur- und institutionengeschichtliche Fragen, die sich auf Funktionsweise, Wirkungen und Nachwirkungen von Hochschule und Wissenschaft in der DDR beziehen.
Zu den Erstaunlichkeiten der DDR gehörte der Umstand, dass es neben dem „einheitlichen sozialistischen Bildungssystem“ ein höchst vielfältiges konfessionell bzw. kirchlich gebundenes Bildungswesen gab. Die Anzahl der hieran beteiligten Einrichtungen summierte sich auf ca. 300 in allen Bildungsstufen: allgemeine Schulbildung (Oberschulen, gemeindlicher Religionsunterricht, kirchliche Vorseminare), berufliche Ausbildungen (soziale und diakonische Berufsausbildungen, Krankenpflegeschulen, postsekundare Ausbildungseinrichtungen für den diakonischen, katechetischen bzw. gemeindepädagogischen Bereich), tertiäre Bildung und Wissenschaft (Theologische Hochschulen, evangelische Theologische Fakultäten, Predigerseminare zur Ausbildung von Predigern und Pfarrern, Predigerseminare für die Vikariatsausbildung, Kirchenmusikschulen, Studentengemeinden, Kirchliche ‚Thinktanks‘, Evangelische Kunstdienste, kirchliche wissenschaftliche Bibliotheken) und quartäre Bildung (Fortbildungseinrichtungen für kirchliche Dienste, Evangelische Akademien). Unter Berücksichtigung auch der Elementarbildung (Kindergärten, Kinderheime) betrug die Zahl der Einrichtungen gar 600. Zu den Erstaunlichkeiten der Aufarbeitungsbemühungen zur DDR gehört es, dass diese Parallelwelt zum staatlichen Bildungswesen bislang nicht systematisch dokumentiert ist. Daher gab es hierüber keinen zuverlässigen Überblick. Dieser wurde nun im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hergestellt.
Online-Forum Parallelwelt: Konfessionelles Bildungswesen in der DDR
Der grundstürzende Wandel, der sich mit der Eingliederung des DDR-Wissenschaftssystems in die gesamtdeutsche Wissenschaftslandschaft vollzog, wirft Fragen auf nach Transformationsgewinnen und -verlusten, nach politischer Steuerungsintelligenz, Lernbereitschaft und -fähigkeit von (wissenschafts)politischen Organisationen, Persistenz sozialer Milieus und akademischer Fachkulturen usw. In zahlreichen Einzelprojekten wurde und wird diesen Fragen nachgegangen.
Behandelt wird insbesondere, welche Präsenz die DDR in Forschung und Lehre hat und welchen Umgang die ostdeutschen Hochschulen mit ihrer Zeitgeschichte pflegen.
Das Ende der sozialistischen Regime in Osteuropa hat einerseits wissenschafts- und hochschulgeschichtlichen Forschungen durch erleichterten Archiv- und sonstigen Quellenzugang einen erheblichen Schub verliehen. Andererseits wurden sehr unterschiedliche Transformationspfade bei der Neuorganisation der einzelstaatlichen Wissenschafts- und Hochschulsysteme beschritten. Beide Entwicklungen fanden und finden ihren Niederschlag in geradezu explodierenden Publikationsaktivitäten. Darüber einen Überblick zu haben ist notwendig, um Parallelforschungen zu vermeiden und offene Forschungsfragen identifizieren zu können. Das seit 1997 laufende Projekt diente der Vorbereitung eines entsprechenden Forschungsschwerpunkts am Institut und daneben als Dienstleistung für die wissenschaftliche Öffentlichkeit. Die annotierte Bibliografie wird fortlaufend in der Zeitschrift "die hochschule" innerhalb der Rubrik "MOE-Nachrichten" veröffentlicht. Nachdem 15 Jahre osteuropäische Wissenschaftstransformation einschließlich der diesen Umbruch begleitenden wissenschafts- und hochschulgeschichtlichen Arbeiten über Wissenschaftsentwicklung im kommunistischen Herrschaftsbereich bibliografisch dokumentiert sein werden, wird das Projekt Ende 2004 abgeschlossen.
Die Wittenberger Universität LEUCOREA war 1502 gegründet und 1817 qua Vereinigung mit der Universität Halle (gegr. 1694) aufgehoben worden. In den Jahren ihrer Existenz hatte die LEUCOREA ein bewegtes Leben absolviert. Von 1520 bis 1580 und 1605 bis 1615 war sie die am meisten frequentierte deutsche Universität, durchlebte im 17. und 18. Jahrhundert Erfolgs- wie Abschwungphasen und war um die Jahrhundertwende 1800 wieder auf einem Weg der inneren und äußeren Konsolidierung. Infolge der napoleonischen Besetzung Wittenbergs stellte die Universität ihren Betrieb 1813 faktisch ein. Die Vereinigung mit Halle 1817 ließ die LEUCOREA dann zu einem Teil des sogenannten großen Universitätssterbens um 1800 werden: 18 der 34 deutschen Universitäten wurden in dieser Zeit geschlossen. Seit 1817 gestaltet Wittenberg seine Stadtentwicklung ohne Universität. Doch wenn damit auch kein akademisches Leben im engeren Sinne mehr stattfand, so gab und gibt es gleichwohl Wissenschaft und Höhere Bildung in anderen Formen. Insbesondere ist die Stadt über wissenschaftlich arbeitende Museen, Archive, einen 1994 gegründeten Außenstandort der Universität Halle und eine Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek eine feste Größe in der reformationshistoriografischen Forschungsinfrastruktur.
1964 gegründet, weist Halle-Neustadt eine sequenzielle Doppelgeschichte auf: 25 Jahre DDR-Stadt und über 20 Jahre Stadt(teil) im neuvereinten Deutschland. Im Zuge dessen wurde Halle-Neustadt zum doppelten Prototyp: erst der geplant expandierenden sozialistischen Stadt in der DDR und hernach der ungeplant schrumpfenden Stadt in Ostdeutschland. Beides war bzw. ist verbunden mit zwei verschiedenen symbolischen Stadtkonstruktionen, die an Halle-Neustadt adressiert wurden/werden. Die erste zielte auf die Realisierung eines „sozialistischen Wohnkonzepts“ und einer „sozialistischen Lebensweise“. Die zweite zielt auf einen produktiven Umgang mit der Schrumpfung. Eine Ansiedlung wird erst dann zur Stadt, wenn sie ein Eigenleben entfaltet, das identitätsbildend wirkt. Hierzu gehört unter anderem, dass die Stadt ‚sich selbst denkt’. Mit den Inhalten dessen befasst sich das Projekt, d.h. mit dem Ideenhaushalt Halle-Neustadts, mit der Geschichte und Gegenwart der auf Identitätsbildung zielenden Vorstellungen, die der Stadt entweder von außen angesonnen oder in ihr und durch sie produziert wurden bzw. werden – und wie damit umgegangen wurde bzw. wird. Der Bogen ist zu spannen von der „Sozialistischen Stadt der Chemiearbeiter“ zum – wie das hallesche Thema im Rahmen der IBA „Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010“ lautete – „Balanceakt Doppelstadt“.
Seit 2005 führt das Institut für Hochschulforschung (HoF) gemeinsam mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur jährlich im Juni/Juli die Promovierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte durch. Die Veranstaltung dient zwei Zielen: Erstens unterstützt sie die Einbindung der DDR-Forschung in die allgemeinen Standards, Trends und Konzeptionen deutscher und europäischer Zeitgeschichtsforschung nach 1945, die eines der vordringlichen Ziele für die Kontinuitätssicherung des Forschungsfeldes darstellt. Zweitens wird die inhaltliche und vernetzungsorientierte Unterstützung der Promovierenden gefördert, die sich mit der Geschichte der DDR und der deutschen Teilung befassen. Die Promovierendentage verbinden den inhaltlich-thematischen Austausch unter den Doktorandinnen und Doktoranden mit deren unmittelbarer persönlicher Weiterqualifikation.